Gauck-Behörde schickt DDR-Mennonit Stasi-Unterlagen mit 30 Jahren Verspätung zu
von Ernst Satirisch
Vorsicht Satire
SCHWERIN: Erich Gooßen, war in der DDR Prediger der Greifswalder Mennonitengemeinde, er staunte nicht schlecht, als er 30 Jahre nach Antragstellung seine Stasi-Akte aus der Gauck-Behörde erhielt.
Aha, die führten mich unter dem Tarnnamen „Mennonit“, las er auf dem Einband, die scheinen ja sehr kreativ gewesen zu sein. Die weiteren Personalien übersprang er und las auf der nächsten Seite weiter. Das ist ja interessant, die haben sich offenbar nur für meine Predigten interessiert, lauter Anmerkungen dazu. Und immer wieder „predigen wie ein Mennonit“. Ach, das passte denen nicht, dass ich unter Frieden etwas anderes verstand als die SED. Aber hier, was soll das, „pflegt internationale Beziehungen“, ja, das stimmt, aber doch nicht nach Rom? Was? Ich habe in meiner Predigt den Papst zitiert?
In dem Moment, wo er das liest, kommt seine Frau vom Seniorenkreis zurück und Erich erzählt ihr, was heute mit der Post gekommen ist, seine Stasi-Unterlagen. 1984 soll ich den Papst zitiert haben, steht da drin, aber ich kann mich nicht daran erinnern.
Darf ich ein Blick in die Unterlagen werfen, Erich? Natürlich, hier. Seine Frau schaut auf das Deckblatt, Tarnname: „Mennonit“. Name: Erich Groß, römisch-katholischer Pfarrer in Dresden. Das ist nicht deine Akte, Erich, die haben dir eine falsche geschickt, hast du das nicht gesehen?
Enttäuscht legt Erich die Unterlagen beiseite und seufzt: „Die haben über 30 Jahre gebraucht, um mir die Akte zu schicken, und dann ist es auch noch die falsche, und das um zu erfahren, dass dieser Priester da im Süden wie ein Mennonit gepredigt hat.“